Wein
Rankwunder mit Geschmack
Wein kann ganze Gartenlauben unter seinen dekorativen Blättern verschwinden lassen. Die Trauben sind das Extra-Bonbon.
Nein, man muss nicht unbedingt in den sonnenverwöhnten Ecken Deutschlands zu Hause sein, um im eigenen Garten Weintrauben ernten zu können. Vitis vinifera, wie der echte Wein botanisch korrekt heißt, gedeiht auch in raueren Lagen. Zwar wird der Geschmack der Trauben - je nach Standort und Wärme des Sommers - unterschiedlich ausfallen. Doch essbar sind die Früchte immer.
Das wahre gärtnerische Potenzial der Pflanze erschließt sich freilich erst, wenn sie nicht primär als Obstgehölz gesehen wird. Denn die Wuchskraft des Weins ist enorm. 20 bis 30 Meter können die Triebe lang werden. Findet der Wein ein Gerüst, an dem er ranken kann, lässt er im Laufe der Jahre ganze Hauswände, Pergolen oder Gartenlauben unter seinen großen, dekorativen Blättern verschwinden. Saftig-grün präsentiert sich das Laub den Sommer über, rötlich-gold wird es im Herbst. Ein Augenschmaus.
Die Trauben sind das Extra-Bonbon. Deren geschmackliche Qualitäten stehen und fallen mit Wahl der Sorte und des Standorts. Sonne und Wärme sind das Lebenselixier des Weins, ideal ist daher ein windgeschützter Platz mit Mittagsund Nachmittagssonne. Wer seinen Garten nicht gerade im Breisgau oder im Rheingau hat, sollte zudem früh bis mittelspät reifende Sorten wählen. So haben die Trauben bessere Chancen, auch im kurzen deutschen Sommer Süße und Geschmack auszubilden. Geeignete Sorten sind zum Beispiel Gelbe Seidentraube, Ortega, Perle von Czaba oder Roter und Weißer Gutedel.
Sie alle lassen sich auch in einem Kübel ziehen. Gut geeignet ist ein großer Tontopf mit 30 bis 40 Litern Fassungsvermögen. Auf den Boden des Topfes kommt zunächst eine Drainageschicht aus Tonscherben oder Kies, die vor Staunässe schützt. Gefüllt wird der Kübel mit einem strukturstabilen Substrat, in dem die Pflanze Halt findet. Wein darf nicht zu tief eingepflanzt werden: Die Veredelungsstelle sollte etwa drei Finger breit über der Erdoberfläche stehen.
Ein Thema für sich ist der richtige Schnitt. Wer es sich einfach machen will, schneidet zunächst die Jungpflanze bis auf den stärksten Trieb zurück. Dieser wird so lange hochgezogen, bis die gewünschte Höhe erreicht ist. Danach darf der Wein wachsen, wie er will, lediglich störende Triebe werden entfernt. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Rebe viele Neutriebe mit jungen Blättern behält. Das wirkt sich positiv auf den Geschmack der Trauben aus, denn insbesondere die jungen Blätter versorgen die Früchte mit reichlich Zucker.