NSG - NaturSchutzGruppe Jettingen

Wirsing

Wirsing, wohltuend im Winter
Kabis, Kappes, Kraut oder Kohl - gemeint sind die runden, festen Köpfe von Wirsing, Weißkohl oder Rotkohl. Wirsing, auch Welschkraut oder Savoyerkohl genannt, stammt aus dem nördlichen Mittelmeerraum. Er ist fester Bestandteil des Bauerngartens, da er die ersten Fröste gut übersteht. Das gekräuselte Gemüse ist leichter verdaulich als Weißkohl, seine Mineral- und Vitalstoffe sind am leichtesten für den Organismus aufschließbar. Wirsing stimuliert die Verdauungsdrüsen, entwässert und fördert den Zellaufbau. Er enthält doppelt so viel Eiweiß, Eisen und Phosphor wie Weiß- oder Rotkohl und ist ein ausgezeichneter Magnesiumlieferant.
Antike Kohlmedizin
Aufzeichnungen über den Nutzen des Kohlgemüses gibt es seit der Antike. Ägypter wie Römer wussten um die Kater-Killer-Funktion von Kohl: „Wenn du auf einem Bankett viel trinken und das Mahl genießen willst, iss vorher so viel rohen Kohl mit Essig, wie du willst" empfahl Cato. Die Griechen schätzten Kohl so hoch ein, dass sie 621 v. Chr. ein Gesetz erließen, das die Todesstrafe für jeden forderte, der Kohl stahl.
Kohl galt als Allheilmittel gegen Geistes- und Nervenkrankheiten, aber auch im Aberglauben verhaftete Wirkungen wurden ihm zugeschrieben. So sollte man sich an jedem Freitag, den 13. ein Kohlblatt auf die Stirn legen, um das Böse zu vertreiben.
„Wer kann und mag alle Kraft und Tugend des gemeinen Cappeskrautes erzählen?" fragt Hierony-mus Bock in seinem Kreutterbuch von 1539. Er schätzte Kohl höher als andere Gemüse ein: „Ist auch irgendein bräuchliches Küchenkraut in Germania, das jedermann, ja auch dem Rindvieh annehmiger sei dann das Cappeskraut?" Sebastian Kneipp war derselben Meinung und empfahl, dieses „allergesündeste Nahrungsmittel" möglichst oft zu verwenden.
Bioaktive Senföle
Das für Kohlarten typische Aroma geht auf die enthaltenen Glucosinolate aus der Stoffgruppe der sekundären Pflanzenstoffe zurück. Diese Senföl-Glykoside werden erst bei Verletzung der Pflanzenzellen frei und finden sich auch in anderen Kreuzblütlern wie Rettich, Kresse, Meerrettich und Senf. Sie töten Mikroorganismen ab und wirken so als natürliches Antibiotikum. Dadurch sind Kreuzblütler wertvolle Helfer bei Grippeinfektionen, Blasenentzündungen und Magengeschwüren.
Wichtig ist dabei, dass die Glucosinolate bzw. ihre Abbauprodukte schon im Blut vorhanden sind, ehe krebsauslösende Stoffe auf den Organismus einwirken - regelmäßiger Kohlgenuss ist also am wirksamsten. Beim Erhitzen entweicht etwa die Hälfte dieses Wertstoffes ins Kochwasser - also keinesfalls wegkippen und möglichst schonend dünsten.
Zur Immunstärkung - unterstützt durch die hohe Vitamin-C-Menge - kommt die krebshemmende Wirkung der Senföle. Sie stimulieren die Enzyme in der Leber, die für die schnelle Bindung von Kanzerogenen (Krebsauslösern) an das Transportenzym Glutathion zuständig sind. Durch die Bindung der krebsauslösenden Fremdmoleküle an große körpereigene Moleküle wie Glutathion werden die Kanzerogene biologisch inaktiv und wasserlöslich (Ausscheidung über den Urin).

100 g Wirsing enthalten

Energie kcal/kj 26/109
Wasser g 90
Eiweiß g 3,0
Kohlen-    
hydrate g 2,4
Fett g 0,4
Ballaststoffe g 2,6
Mineralstoffe g 1,1
Kalium mg 250
Phosphor mg 55
Kalzium mg 45
Magnesium mg 12
Natrium mg 10
Eisen mg o,9
Zink mg 0,3
Mangan mg 0,2
Kupfer mg 0,07
Fluor mg 0,01
Jod mg 0,005
Vitamin C mg 50
Vitamin E mg 0,3
Vitamin Bi mg 0,06
Vitamin B2 mg 0,06
Vitamin 63 mg 03
Vitamin 65 mg 0,2
Vitamin B6 mg 0,2
Vitamin 69 mg 0,07

Profi-Tipp Manche meiden Kohl aus Angst vor unangenehmen Blähungen. Abhilfe schafft die Zugabe von Kümmel, Anis, Kardamom oder Ingwer. Auch eine Tasse Fencheltee wirkt effektiv. Früher fürchtete man zudem den „Kohlkropf". Wenn sich die im Kohl enthaltenen Glucosinolate im Körper zersetzen, entstehen Goitrine, die - sofern akuter Jodmangel vorliegt - das Kropfwachstum fördern. Allerdings müsste man über einen langen Zeitraum täglich 3 kg Rettich oder 1 kg Wirsing essen, um gefährdet zu sein.

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