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Meerrettich 2

Auf dem Markt spielen frische Meerrettich-Wurzeln eine Nebenrolle, als fertig zubereitete Creme in Gläschen oder Tuben hat dieser Kreuzblütler einen gewissen Stellenwert behauptet. Im Hinblick auf den Gesundheitswert ist dem anspruchslosen Gartengast eine größere Beachtung zu wünschen.
Scharfe Verwandtschaft
Meerrettich (Armoracia rusticana) ist der schärfste Vertreter der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Zur Verwandtschaft zählen weit verbreitete Kulturpflanzen wie Senf, Rettich und Raps. Sauere, magere Böden verstärken die Schärfe der 2 bis 8 cm dicken und etwa 50 cm langen Wurzel. Die auch als Kren, Mährrettig oder Beißwurzel bezeichnete mehrjährige Staude ist winterhart.
Die außen bräunlichen und innen weißen Würzen verholzen mit zunehmendem Alter, deshalb werden nur junge Wurzeln genutzt und mithilfe der Seitenwurzeln (Fechser) neue Pflanzen herangezogen.
Im Erwerbsanbau ist Meerrettich eine einjährige Kultur, die im Oktober und November gerodet wird, so dass nur junge Wurzelstangen anfallen. Der Aufwand für die vom Handel geforderten, geraden Wurzelstangen ist hoch: Zwei- bis dreimal jährlich die Wurzeln freilegen, um die Seitenwurzeln auszubrechen. Der hohe Arbeitsaufwand kommt im Sprichwort „Ein Kren will seinen Herrn jeden Tag sehn" zum Ausdruck.
Beißend scharf
Roh ist Meerrettich geruchlos. Erst beim Schneiden oder Reiben verströmt er den stechenden, zu Tränen reizenden Geruch. Ursache sind Senfölglykoside (Glucosinolate), die Pflanzenzellen vor tierischen Schädlingen und Pilzbefall schützen. Wird der Zellverband oder eine Zelle verletzt, kommt das Enzym Myrosinase frei, das aus den Senfölverbindungen das antibiotische Allylsenföl erzeugt, das auf Viren, Bakterien und Pilze toxisch wirkt. Bei Meerrettich ist Sinigrin mit 0,16 bis 0,24 % die Hauptkomponente mit gut 60 % Anteil am Gesamtgehalt. Solche als Phytoallexine bezeichnete Stoffe zeigen auch in der Humanmedizin therapeutische Erfolge, zahlreiche Studien belegen zudem die Krebsschutzwirkung dieser schwefelhaltigen Verbindungen. Früher war Meerrettich zunächst eine Heilpflanze, schon Cato befasste sich ausführlich mit ihrem Anbau. Plinius meinte, mit der scharfen Wurzel Skorpione abwehren zu können. In Mitteleuropa ist sie seit dem 12. Jahrhundert verbreitet. Erst im späten Mittelalter wurde die Wurzel auch als Gewürz eingesetzt. Geschätzt war nicht zuletzt der konservierende Effekt, der bis heute in Essig-Gemüse-Konserven genutzt wird.
Alte Heilpflanze
Dass ein Stück Meerrettich in der Geldbörse hilft, immer gut bei Kasse zu sein, ist eindeutig Aberglaube. Die medizinischen Heilwirkungen, die schon im Altertum geschätzt waren, sind jedoch belegt. Frühere Indikationen waren Ohrenschmerzen, Vergiftungen und Dreitagefieber. Heute sind Meerrettich-Extrakte in Arzneien gegen Grippe und Harnwegsinfektionen enthalten.
Meerrettich regt den Appetit an, steigert die Magensaftsekretion, wirkt harntreibend, fordert das Schwitzen, regt den Kreislauf an, löst Bronchialschleim und fördert die Durchblutung. Breiumschläge helfen bei Frostbeulen, Rheuma und Ischias. Ein Brotaufstrich aus frisch geriebener Wurzel gilt als altes Hausmittel gegen Heuschnupfen. Dass der Saft, der sich nach drei Stunden in einem ausgehöhlten und mit einem Löffel Honig gefüllten Rettich sammelt, sehr effektiv gegen Bronchitis, Husten und Heiserkeit wirkt, ist ein bekanntes Hausmittel. Weniger verbreitet ist das russische Rezept, das genauso gut hilft: In ein Glas warmes Wasser je einen Esslöffel Honig und geriebenen Meerrettich geben und über den Tag verteilt trinken.
Bei Nierenleiden, Magengeschwüren und Schilddrüsen-Fehlfunktionen sollte man Meerrettich nicht essen. Breiumschläge können empfindliche Haut reizen und Blasen hervorrufen.

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