NSG - NaturSchutzGruppe Jettingen

Kartoffel

Die Kartoffel hat im Jahr 2003 den Gemüse-Oscar gewonnen: Sie wurde vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) zum "Gemüse des Jahres" gewählt. Das hatte sie schon längst verdient. Denn sie hat sich seit ihrer Reise nach Europa nicht nur zu einem unserer Grundnahrungsmittel gemausert, sie ist obendrein auch noch richtig gesund. Jetzt können Sie ihre Heilwirkungen frühlingsfrisch genießen.

Neue Kartoffeln sind neben Spargel und Erdbeeren der Inbegriff aller Frühlingsgenüsse. Junge Kartoffeln mit etwas Butter und etwas Salz ist ein Gericht, das keine Klassengrenzen kennt. Arm oder reich, alt oder jung, gesund oder krank – fast alle Menschen mögen Kartoffeln. Und alle können sie sich auch leisten, denn sie ist eines der preiswertesten Nahrungsmittel, die wir haben. Zudem ist die Kartoffel vielseitig und anpassungsfähig, sie schmeckt solo gut, bringt aber auch andere Aromen voll zur Geltung. So harmoniert sie mit Quark ebenso gut wie mit Kaviar, mit Speck ebenso wie mit Trüffeln. Ein mildes Kartoffelpüree hilft einem kranken Magen wieder auf die Beine, deftige Bratkartoffeln sättigen auch die Seele. Hunderte verschiedener Gerichte gibt die Kartoffel her, süße und salzige Vorspeisen, üppig-herzhafte Speisen sowie unzählige Fitness-Gerichte.

Auch in der ernährungsphysiologischen Wertigkeit steht die tolle Knolle ganz oben. Mit einem Gehalt von 13,6 Milligramm Vitamin C auf 100 g liegt die – allerdings rohe – Kartoffel noch vor Karotte und Apfel. Neben den Vitaminen B1, Niacin und K, verschiedenen Enzymen und Aminosäuren finden sich auch wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Phosphor, Eisen und Magnesium im Erdapfel, wie die Österreicher ihn nennen. Vor allem der hohe Kaliumgehalt sticht ins Auge: 400 Milligramm pro 100 Gramm. Damit enthält eine einzige Kartoffel so viel Kalium wie rund 100 Liter durchschnittliches Mineralwasser (die Wässer haben natürliche unterschiedliche Mineralstoffgehalte). Diesem hohen Kaliumgehalt verdankt die Kartoffel ihre Fähigkeit, den Organismus beim Entwässern zu unterstützen.

Eine Knolle macht Karriere

Die ursprüngliche Heimat der Kartoffel ist das karge Hochland der Anden. Über Spanien und wenig später über Irland kam sie im Mittelalter zu uns. Die ersten Anbauversuche verliefen kläglich. Für etwa 100 Jahre fristete die Kartoffel ein Schattendasein und wurde höchstens mal wegen ihrer niedlichen kleinen Blüten im Bauerngarten gesehen. Doch die Kartoffel machte es den Menschen auch nicht leicht, ihren Nährwert zu entdecken: Viele aßen die grünen Samenkapseln statt der unterirdischen Knollen. Wegen des darin enthaltenen giftigen Solanins war dieses ein tödlicher Irrtum. Die ersten richtigen Kartoffelkulturen in Deutschland gab es dann zwischen 1640 und 1650 in Westfalen und Nürnberg. Von hier aus trat die Knolle ihren Siegeszug an, um unser beliebtestes Grundnahrungsmittel zu werden. Vor allem in der "Hausmannskost" und der bürgerlichen Küche fand sie ihren Platz.

In der Volksmedizin wurde die Kartoffel ebenfalls gerne verwendet. Ein altes Hausmittel gegen Magen- und Darmbeschwerden ist der Kartoffelsaft, das Wasser, das sich von roh geriebenen Kartoffeln absetzt und sich dank der darin enthaltenen Schleimstoffe und Enzyme günstig auf Magen und Darm auswirken soll. Diesen Inhaltsstoffen verdankt das Kartoffelpüree auch seinen guten Ruf als milde Krankenkost. Doch zu viel von diesem Saft ist wegen des darin enthaltenen Solanins schädlich und kann unter anderem zu Sehstörungen führen.

Bei äußerlicher Anwendung hingegen entfaltet Solanin positive Wirkungen. In Form einer Kartoffelmaske in dünnen Scheiben roh auf das Gesicht gelegt, weicht es verhornte Hautstellen auf und fördert das Wachstum neuer Zellen. Brust-Umschläge mit gekochten und zerstampften Kartoffeln, die noch warm in ein Tuch gestrichen werden, wirken Schleim lösend und werden bei Bronchitis und Lungenentzündung empfohlen.

Tipps für Kauf, Lagerung und Zubereitung von Kartoffeln

Grüne Stellen schneiden Sie besser weg. Solanin ist ein Gift, das für Nachtschattengewächse, zu denen unter anderem die Kartoffel, die Tomate oder die Aubergine gehören, typisch ist. Es ist vor allem in grün gefärbten Stellen enthalten, in Spuren jedoch auch in rohen Kartoffeln. Solanin wird weder durch Hitze zerstört noch von unserem Verdauungssystem unschädlich gemacht. Beim Kochen geht es jedoch teilweise ins Kochwasser über. Normalerweise ist der Solaningehalt der Kartoffeln gering und völlig unbedenklich. Um die als tödlich geltende Menge von 400 Milligramm zu erreichen, müsste man etwa 20 Kilogramm rohe Kartoffeln auf einmal essen. Kartoffelkeime, grüne Stellen und Schalen von grünen Kartoffeln können allerdings so viel Solanin enthalten, dass es riskant werden könnte. Grüne Stellen und Keimansätze sollten Sie großzügig wegschneiden. Lagern Sie die Kartoffeln dunkel und trocken und verwenden Sie das Kochwasser nicht mit. Die akuten Vergiftungssymptome sind Brennen und Kratzen im Hals, Magenbeschwerden, Darmentzündungen, Gliederschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Nierenbeschwerden, Durchfall und in schlimmen Fällen Atem- und Kreislaufbeschwerden, Krämpfe und Lähmungen.

Darauf sollten Sie beim Einkauf achten:Sinnvoll ist es, wenn Sie vorher wissen, welches Gericht Sie kochen wollen. Denn für einen Kartoffelsalat brauchen Sie eine andere Kartoffel als für Kartoffelbrei. Es gibt fest kochende, mehlig kochende und mittel kochende Sorten. Die fest kochenden eignen sich beispielsweise für Kartoffelsalat, die mehlig kochenden für Eintöpfe und Suppen, die mittleren für Salz- und Pellkartoffeln.

Da die meisten Wohnungen über keinen Vorratsraum verfügen, der für die Lagerung kalt genug ist, kaufen Sie lieber kleine Mengen. Falls Sie doch eine größere Menge für die Einkellerung kaufen wollen, sollten Sie die jeweilige Kartoffel vorher in einer kleineren Menge ausprobieren.

Die Kartoffeln sollten gesund, sauber und fest sein, einen erdigen Geruch haben, aber nicht muffig riechen, eine gleichmäßig gelbe Farbe haben und trocken sein. Wenn sie glitschig und feucht sind, kaufen Sie sie besser nicht.

Lagern Sie die Knollen kühl und dunkel, aber niemals im Kühlschrank. Decken Sie sie mit Papier oder Säcken ab, das verhindert Verdunstungsverluste und grüne Stellen oder Keime.

Lagern Sie die Kartoffeln nicht in der Folienverpackung.

Waschen Sie die Kartoffeln mit der rauen Seite eines Küchenschwamms, den Sie nur für Kartoffeln verwenden. Die zarte Schale von neuen Kartoffeln können Sie mit einem Küchenmesser abkratzen oder mitessen. Legen Sie die Kartoffeln kurz in kaltes Wasser, damit die Schale aufquellen kann. Dann ist das Putzen einfacher.

Lassen Sie geschälte und klein geschnittene Kartoffeln nicht über längere Zeit im Wasser liegen. Sie werden dann braun und verlieren ihr Vitamin C.

Am meisten haben Sie gesundheitlich von der Kartoffeln, wenn Sie sie unzerkleinert und ungeschält kochen und jetzt mit der jungen Schale essen. Dann essen Sie auch alle gesundheitlich positiven Stoffe mit, die direkt unter der Schale sitzen. Die kleinen jungen Kartoffeln, die jetzt im Angebot sind, machen zwar etwas mehr Putzarbeit, schmecken jedoch besonders aromatisch.

Das Kochwasser sollten Sie wegschütten und nicht – wie es früher gern empfohlen wurde – für andere Speisen weiterverwenden. Inhaltsstoffe der KartoffelWasser: Der hohe Wassergehalt von 80 Prozent ist der Grund dafür, dass die Kartoffel so kalorienarm ist. Beim Erhitzen wird ein Teil des Wassers von der Kartoffelstärke aufgenommen, wodurch diese aufquillt.

Kohlenhydrate: Die Stärke ist der eigentliche Kalorienträger der Knolle. Erst durch das Garen wird die Stärke verdaulich, so dass sie vom Körper verwertet werden kann.

Eiweiß: Aufgrund ihrer essenziellen Aminosäuren ist das Kartoffeleiweiß für den Menschen besonders wertvoll. Die so genannte biologische Wertigkeit ist mit 76 Prozent unter den pflanzlichen Lebensmitteln am höchsten.

Mineralstoffe: Der Kaliumgehalt ist bemerkenswert hoch. Bis zu einem Drittel der empfohlenen Zufuhr kann durch Kartoffeln gedeckt werden. Der Natriumgehalt liegt hingegen besonders niedrig. Aus diesem Grund wird die Kartoffel auch gerne in der Schonkost eingesetzt.

Vitamine: Hier sind vor allem die B-Vitamine und das Vitamin C zu nennen. Durch eine ungünstige Zubereitung und zu lange Lagerung kann der Gehalt erheblich zurückgehen.

Sekundäre Pflanzenstoffe: Hierzu zählen zahlreiche Verbindungen, die es nur bei Pflanzen gibt. Sie wurden vor allem zur Abwehr von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen sowie als Farb- und Lockstoffe entwickelt. Einige dieser sekundären Pflanzenstoffe können uns Menschen vor Herz- und Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützen. Andere bekämpfen Bakterien, Viren und Pilze, senken den Cholesterinspiegel, wirken gegen Entzündungen, beeinflussen den Blutzuckerspiegel und die Immunreaktionen positiv.

Kalorien: Entgegen dem früheren Vorurteil machen Kartoffeln nicht dick. Sie enthalten 70 Kalorien auf 100 Gramm. Wenn sie allerdings mit viel Fett zubereitet oder als Chips gegessen werden, entwickeln sie sich schon zum Dickmacher.

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