Rittersporn
Der blaue Ritter der Rosen
Der Garten des Malers Max Liebermann am Wannsee in Berlin gilt bis heute als legendär. Von einer »Oase des Glücks«, die ihm »als Inspiration für die letzten Jahrzehnte seines Lebens« diente, schrieb die Wochenzeitung »Die Zeit« vor einigen Jahren. Von den Nachbarn wurde das 1910 vollendete Kleinod neidisch begutachtet - und freudig kopiert. Der Garten wurde zu dem, was heute »Lifestyle« genannt wird. Mit kompetenter und prominenter Unterstützung - die Inszenierung übernahm der damalige Direktor der Hamburger Kunsthalle, als Berater trat der nicht minder bekannte Maler und Grafiker Leopold Graf von Kalckreuth auf - schuf Liebermann ein überbordendes und üppiges Sehnsuchtsbild des »natürlichen« Bauerngartens: graulaubiger Mohn und dunkelgrüner Buchs, blassrote und tiefrote Nelken, Stockrosen, Dahlien, Obst, Gemüse - und natürlich Rittersporn, schwarzblauer Rittersporn, lichtblauer Rittersporn, immer wieder Rittersporn.
Rittersporne (Delphinium-Hybriden) gehören zu den imposantesten Blütenstauden im Garten. Wie keine andere Pflanze vermögen sie die Sehnsuchtsfarbe Blau zur Geltung zu bringen. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Rittersporne können allein stehen, sie können prachtvolle Gruppen bilden - oder aber spektakuläre Kontraste zaubern. Als klassisches Traumpaar gelten Rittersporn und Rose, was der Staude auch den Beinamen »Ritter der Rose« eingebracht hat.
Drei Gruppen des Gartenrittersporns sind bekannt: Für hohe Blumenrabatten eignen sich besonders die Rittersporne der Elatum-Gruppe. Sie zeichnen sich durch sehr dichte Rispen aus und erreichen Wuchshöhen von bis zu 1,80 Meter. Niedriger und gedrungener fallen die Rittersporne der Belladonna-Gruppe aus. Besonders schöne Einzelblüten bilden die Pacific-Hybriden aus, die sich hervorragend als Schnittblumen eignen, aber zumeist durch Stäbe gestützt werden müssen.
Alle Rittersporne haben im Juni ihren großen Blütenauftritt - just zu einer Zeit, zu der viele andere Pflanzen eine Blühpause einlegen. Damit das beeindruckende Schauspiel gelingt, benötigen die Stauden einen überwiegend sonnigen, nicht zu heißen Standort, viel Nahrung und genügend Wasser. Als Kost gibt es beim Austrieb im Frühjahr etwas Volldünger, dazu Kompost oder gekörnten Rinderdung. Sobald die Blütentriebe sichtbar werden, ist eine weitere Flüssigdüngergabe nötig.
Nach der Blüte im Frühjahr beziehungsweise frühen Sommer können die Stauden bis auf Höhe der Blätter zurückgeschnitten werden - das fördert eine zweite Blüte im Spätsommer. Vermehrt wird eigentlich durch Teilung. Jetzt, im Frühjahr, kann die Ritterspornzucht aber auch durch Stecklinge vergrößert werden - das funktioniert meist schneller und zuverlässiger. Dafür werden von jungen Pflanzen neue Triebe abgeschnitten, nach Möglichkeit mit einem dünnen Stück Ansatz des Wurzelstocks. Die Stecklinge werden in sandiger Anzuchterde bewurzelt und anschließend in Töpfen in einem schattierten Frühbeet großgezogen.