NSG - NaturSchutzGruppe Jettingen

Klappertopf

Klappertopf
Wie in den vergangenen 25 Jahren will die „Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen" mit einer ausgesuchten Blume sinnbildlich mahnen, dass zahlreiche Pflanzen in gefährdeten Arealen bedroht sind, weil immer mehr wertvolle Lebensräume verloren gehen.
Lebensraum Mähwiese
In diesem Jahr verkörpert der Große Klappertopf (Rhinanthus angustifolius) das Gedankengut des Artenschutzes, das zwingend auch den Lebensraum einer bedrohten Pflanze einschließt. Die Blume des Jahres 2005 gehört zu den kennzeichnenden Pflanzenarten eines Lebensraumtyps, den wir in Baden-Württemberg vereinfacht als „Magere Flachland-Mäh wiesen" bezeichnen. Dazu gehören wenig gedüngte, extensiv bewirtschaftete, artenreiche Mähwiesen im Flach- und Hügelland, die trocken oder frisch-feucht sein können. Im Gegensatz zum Intensiv-Grünland sind solche Wiesen stets blumenreich. Leider kommt dieser Lebensraumtyp nur noch sporadisch vor, denn Entwässerung und Überführung in eine lohnendere Acker oder hochintensive Weidenutzung führten gebietsweise zu tiefgreifenden, irreversiblen Veränderungen.
In der Folge verschwinden die entsprechenden Pflanzengesellschaften mit typischen Arten wie der Große Klappertopf. Die bis zu 70 cm hohe Pflanze blüht von Mai bis September, und ihre zitronengelben Blüten mit einer gekrümmten Blütenröhre erscheinen einzeln in den Blattachseln. Kelch, Krone und Frucht sind seitlich zusammengedruckt. Die Bestäubung erfolgt fast ausschließlich durch Hummeln.
Eine Besonderheit ist für alle Klappertopf-Arten charakteristisch: Sie gehören wie einige ihrer Verwandten aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) - z.B. Augentrost und Lausekraut - zu den Schmarotzerpflanzen, genauer gesagt zu den Halbschmarotzern. Im Gegensatz zu den Vollparasiten entziehen sie ihren Wirtspflanzen - in der Regel Wiesengräser - nur Wasser und Nährsalze. Mit ihren grünen Blättern können Halbschmarotzer selbst Photosynthese betreiben und unter Ausnutzung der Sonnenenergie Kohlenhydrate aufbauen.
Bei Massenauftreten vermögen allerdings auch Halbschmarotzer ihre Wirtspflanzen zu schwächen und zurückzudrängen. Bei den Landwirten waren diese Pflanzen deshalb nie gern gesehen. Bezeichnenderweise heißen die verwandten Augentrost-Arten im schwäbischen Volksmund „Milchdieb".
Gefährdungsgrad „G"
In Südwestdeutschland ist der Große Klappertopf kaum noch bekannt. Man sucht die Pflanze auch in dem großen Florenwerk „Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs" (Bd. 1-8, 1990-1998, Verlag Eugen Ulmer) vergeblich. Neuerliche Fundmeldungen über Vorkommen beziehen sich wahrscheinlich auf den Späten Klappertopf (Rh. serotinus), eine bei uns seltene und zurückgehende Art. Vermutlich sind die Kenntnisse zur Bestandssituation des Großen Klappertopfs in unserem Gebiet sehr lückenhaft, und so wurde in der Roten Liste für Baden-Württemberg eine Einstufung dieser Pflanze in Kategorie „G" (gefährdet, Gefährdungsgrad unklar) vorgenommen.
Eine verwandte Klappertopf-Art kommt hierzulande noch zerstreut vor: der Zottige Klappertopf (Rhinanthus alectorolophua), der dem Großen Klappertopf sehr ähnlich sieht und dieselben Ansprüche an den Lebensraum hat. Nur durch die Behaarung der Blütenhülle (Kelch) sind die beiden zu unterscheiden: Beim Großen Klappertopf fehlt sie, beim Zottigen Klappertopf - daher der Name - ist sie stets als feiner Flaum vorhanden.
Obwohl die früher eher reichen Bestände durch Düngung spürbar zurückgegangen sind, gilt die Art dennoch als nicht bedroht, weil der Zottige Klappertopf, in schwäbischer Mundart „Klaff bzw. „Kläffle" genannt, in der Lage ist, sich in neu angelegten, mageren Mähwiesen rasch wieder einzustellen.

NaturSchutzGruppe Jettingen e.V.