NSG - NaturSchutzGruppe Jettingen

Vogelbeere 1

Vogelbeere & Co.

Nicht nur in Baden-Württemberg sind Vogelbeeren weit verbreitet. Der ebenfalls gebräuchliche Name Mostbeeren verweist auf eine typisch süddeutsche Verwendung: als Zusatz zu Apfelwein. Die Früchte sind mehr als Vogelfutter, wie der volkstümliche Name Vogelbeere vermuten lässt. Besonders aus der bitterstoffarmen Edeleberesche lassen sich schmackhafte Säfte, Liköre und Gelees herstellen. Auch die nahe verwandten Mehlbeeren und Eisbeeren sind vielseitig nutzbar.

 

Verwertbare Früchte

Die 1 cm großen, scharlachroten, bitterstoffhaltigen Früchte der Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia) reifen im Oktober. Durchschnittlich 25 bis 40 kg Früchte, teilweise bis 300 kg, kann ein einzelner Baum liefern. Sie sind zwar gut haltbar, verlieren aber rasch an Zucker, Säure und Vitamin C und sollten entsprechend zügig verarbeitet werden. Im Hinblick auf den Vitamin-C-Gehalt sind die Blätter noch interessanter als die Früchte: mit 200 mg/100 g enthalten sie gut das Doppelte.
Die seit 1810 bekannte Edeleberesche oder Mährische Eberesche ist eine süßfruchtige Mutante, es gibt davon Selektionen, unter anderem 'Konzentra' und 'Rosina'. Die Früchte der Edeleberesche sind weitgehend frei von Bitterstoffen, sie enthalten ein Mehrfaches an Vitamin C und extrem hohe Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen.
Elsbeeren (Sorbus torminalis) sind noch reicher an Gerbstoffen als Ebereschen, sie enthalten ebenfalls reichlich Vitamin C; Frachtsäuren und Pektin. Sie eignen sich als Zugabe zu Marmelade, Kompott oder Gelee aus säurearmen Obstarten. Ein Zusatz von 1 % Elsbeerenmost genügt, um Apfelwein zu klären und haltbarer zu machen. In Österreich und im Elsass gibt es die Spezialität des Adlitzbeer-Wassers bzw. Alisier-Brandes.
Mehlbeeren (Sorbus aria) haben ebenfalls viel Vitamin C, Pektin und Karotin zu bieten. Da sie aber im Gegensatz zu Eberesche und Eisbeere keine Parasorbinsäure enthalten, schmecken sie nicht bitter. Frisch sind die süßen Mehlbeeren nach dem ersten Frost genießbar, sie harmonieren gut mit sauren Früchten bei Kompott-, Gelee-, Marmelade- und Saftmischungen.

Besondere Inhaltsstoffe

Die gewöhnliche Eberesche enthält Parasorbinsäure, ein Abbauprodukt des bitteren Parasorbosids, das beim Verletzen der Früchte entsteht. Wer sehr viele Ebereschen roh isst, reagiert auf Parasorbinsäure mit Übelkeit und Durchfall, da dieser Stoff die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes reizt. Edelebereschen enthalten maximal ein Viertel dieses Stoffes. Beim Erhitzen wird die Verbindung zu Sorbinsäure abgebaut. Die als Konservierungsstoff genutzte Sorbinsäure zerstört Hefen, Schimmelpilze und Bakterien.
Diese viel zu selten genutzten Wildobstarten liefern außer Vitamin C auch 1 g/100 g des gesundheitsförderlichen Ballaststoffes Pektin und 10 bis 200 mg/100 g Karotene. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Tumoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch das Polyphenol Querzetin, das sich in den Früchten findet, gilt als effektiver Krebsschutzstoff.

Vielfältige Volksmedizin

Von Alters her dienten Vogelbeeren als Heilmittel bei Nierenleiden, Rheuma, Harnsäure-Problemen, Erkältungen und Heiserkeit. Bei Magenverstimmungen regt gekochtes Mus (1 TL mehrmals täglich) die Magensaftsekretion an. Auch der Tee aus getrockneten Vogelbeeren hilft bei Magenproblemen: 1 EL getrocknete, zerkleinerte Beeren mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Auch frische Blüten ergeben einen wohlschmeckenden Tee.

NaturSchutzGruppe Jettingen e.V.