Früher Genuss: 'Speyrer Maikirsche'
Eine bewegte Geschichte hat diese Süßkirsche aufzuweisen, die 1998 im Rahmen eines Aufrufs nach der Suche alter Obstsorten in Speyer aufgefunden wurde: 1940 wurde der Mutterbaum der Sorte als etwa 10-jähriger Hochstamm aus einem Klostergarten im Sommer (!) ausgegraben und an seinen neuen Standort verfrachtet. Dass der Baum überlebte, ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass er - unmittelbar neben einen Brunnen gepflanzt - reichlich mit Wasser versorgt werden konnte. Der Arbeitskreis „Historische Obstsorten der Pfalz", dem der Fund gemeldet wurde, hat der unbekannten Sorte den Arbeitsnamen 'Speyrer Maikirsche' gegeben.
Nach Beobachtungen von Baumbesitzer Karl Lehr beginnt die Blüte der 'Speyrer Maikirsche' immer in Perioden ohne Nachtfrost. Deswegen ist sie auch noch nie erfroren. Zudem scheint das Holz ausreichend frosthart zu sein — zwei Starkfrostwinter in der Nachkriegszeit konnten ihr nichts anhaben. Aus diesem Grund haben Jungbäume auch mit rauerem Klima keine Probleme.
Die 'Speyrer Maikirsche' trägt ungewöhnlich früh im Jahr: je nach Wetterlage reifen die Früchte in der Vorderpfalz zwischen dem 8. Mai (wie 2003) und spätestens Anfang Juni. Die Kirschen sind anfangs ziegelrot und werden später schwarz, ohne überreif zu sein. Das Fruchtfleisch der mittelgroßen, wohlschmeckenden Früchte ist mittelfest und nicht wässrig. Die Früchte, die noch während des Reifens wachsen, eignen sich zum Frischverzehr ebenso wie für Marmelade oder Gelee. Hervorzuheben ist die Madenfreiheit der Kirschen, die der im Frühsommer ausschwärmenden Kirschfruchtfliege durch ihre frühe Reife entgehen. Gering ist die Anfälligkeit für Monilia; empfehlenswert ist der Einsatz von Netzen, die den reichen Behang vor Vogelfraß schützen.
Von 'Speyrer Mai' wurden erfolgreich Halb- und Hochstämme nachgezogen, die sich gut für größere Gärten und Streuobstwiesen eignen. Der Arbeitskreis untersucht momentan anhand anderer, zum Teil von der Bergstraße stammenden Frühsorten, ob es sich bei dieser Süßkirsche um eine lokale oder um eine überregionale Sorte handelt.
Bezug: Baumschule Ritthaler, 66882 Hütschenhausen, Tel. 06372/5880, HRitthaler @t-online.de
Gut Kirschen essen!
Die Larve der Kirschfruchtfliege führt jedes Jahr zu hohen Ernteausfällen. Die Zulassung des einzigen erlaubten Pflanzenschutzmittels ist abgelaufen, Restmengen dürfen nur noch unter strengen Auflagen aufgebraucht werden.
Nun will Katz Biotech aus Baruth (Brandenburg) ein Verfahren entwickeln, das eine nachhaltige biologische und gleichzeitig wirtschaftliche Bekämpfung der Kirschfruchtfliege ermöglicht: Kleine Fadenwürmer (Nematoden) sollen die Verpuppung und Überwinterung des Schädlings im Boden verhindern. Wenn sich die Anwendung als praxisgeeignet erweist, sollen die Ergebnisse schnell bundesweit an die Obstbauern weitergegeben werden.
Info: Katz Biotech AG, Tel. 033704-67510, p.katz@katz-
biotech.de.