Was ist das: Wald?
Wald ist die Heimat der Bäume. Wald ist die Produklionstätte für den Rohstoff Holz Wald ist eine Sauerstofffabrik. Wald ist eine Luftreinigungsanlage. Wald ist ein Wasserspeicher. Wald ist ein Lärmfilter. Wald ist ein Lawinenschutz. Wald ist ein Klimaregler. Wald ist Lebensraum für unzählige Lebewesen. Wald ist ein einzigartiger Kraftspender für alle, die Ruhe und Erholung brauchen.
So wächst und ernährt sich ein Baum
Wasser fließt bekanntlich immer bergab. Die Pflanzen und hier die Bäume haben dieses Naturgesetz für sich außer Kraft gesetzt. Das wird sofort augenfällig, wenn man eine Buche von dreißig Metern Höhe betrachtet. Das zu ihrem Leben notwendige, mit Nährsalzen angereicherte Wasser muss aus dem Boden bis zum letzten Blatt in die Spitze gelangen und somit senkrecht Aufwärtssteigen. Es geht dabei um gewaltige Mengen, denn ein in vollem Saft stehender Buchenwald benötigt auf einer Fläche von zehntausend Quadratmetern in vierundzwanzig Stunden zu Vierzigtausend Liter, oder in Gewicht ausgedrückt, Vierzigtausend Kilogramm Wasser. Die Bäume müssen also eine große Transportleistung vollbringen.
Für die Beschaffung des Wassers sind die Wurzeln zuständig. Sie besitzen eine Doppelfunktion. Einmal müssen sie den Baum im Boden verankern und zum anderen über ihre haardünn ausgebildeten Enden das in feinster Verteilung im Boden gespeicherte Wasser aufnehmen.
Um zu verstehen, wie das möglich ist, muss man den Aufbau eines Baumes kennen, bei dem fünf Schichten, mit klar voneinander abgegrenzten Funktionen, zu unterscheiden sind. Die für uns zunächst erkennbare ist die Rinde oder anders ausgedrückt, die Haut, die den Baum gegen Kälte, Hitze, Verletzungen und Krankheitserreger schützt. Darunter liegt die schwammige Innenrinde, die für die Umlenkung des Saftkreislaufes von der spitze bis zu den Wurzeln zuständig ist. Der Transport in die Höhe erfolgt durch das Splintholz. Zwischen ihm und der inneren Rinde liegt die wichtigste und unscheinbarste Schicht des Baumes: das Kambium. Es ist hauchdünn und steuert doch den gesamten Wachstumsprozess. Sie erzeugt an ihrer Innenseite beständig neue Zeilen jungen Holzes und an der Außenseite Rindenzeilen. Bei gefälltem Baum kann man die Jahresleistung der Kambiumschicht an den Jahresringen ablesen. Rinde, Innenrinde, Kambium und Splintholz sind der lebende Teil des Baumes, dessen totes, tragendes Gerüst das Kernholz bildet, das seinen Zuwachs vom Splintholz erhält. Durch Selbstimprägnierung schützt es sich gegen Krankheitserreger und sichert so seine gesunde Festigkeit.
Ein funktionierender Saftkreislauf setzt ein intaktes, offenes Adersystem voraus. Im Splintholz sind es feine Lamellen, die Wurzeln und Astenden durch ein Röhrensystem miteinander verbinden. Das Wasser wird nicht hochgedrückt, sondern hochgezogen. Die eigentliche Hebeleistung vollbringen die Blätter. Sie ,,saugen" das Wasser an und geben es zum überwiegenden Teil durch Verdunstung an die Atmosphäre ab. Dabei reichern sie den Rest mit Hilfe des Lichtes und des Sauerstoffes durch Fotosynthese mit Kohlehydraten an. Er fließt dann jenseits des Kambiums durch die schwammige Innenrinde bis zu den Wurzelenden zurück und sorgt so für die Ernährung des Baumes und damit für sein gleichmäßiges Wachstum in Blättern, Ästen, Stamm und Wurzeln. Nimmt man einem Baum oder einer Pflanze den Zugang zum Licht, dann werden die chemischen Fabriken in den Blättern stillgelegt. Die Pflanze verkümmert und stirbt. Werden die Saftleitungen durchtrennt oder durch Parasiten blockiert, dann kommt es zum Infarkt. Das Ulmensterben wird beispielsweise durch Schlauchpilze verursacht, die das Adersystem verstopfen.