Die Eberesche – Donars Baum
Den Germanen heilig und bis heute wegen ihrer Schönheit beliebt
Sie ist in ganz Europa, Kleinasien und Westsibirien verbreitet und wagt sich bis in luftige Höhen von 2 400 Metern: die Eberesche (Sorbus aucuparia), auch Vogelbeere, Aschekirsche, Drosselbeere, Moosesche, Aberesche, Wielesche oder Kronawetterbeere.
Ihr Zuhause sind Wälder und Moore. Oft ist sie als Busch zu finden, doch als Baum kann die Eberesche bis zu 20 Meter hoch werden. In Parkanlagen wird die Eberesche wegen ihrer interessanten Farben gern angepflanzt. Ein sattes Grün schmückt die Oberseite der langen, unpaarig gefiederten Blätter. Aus ihnen leuchten von Mai bis Juni die weißen, schirmförmigen, viel blütigen Doldenrispen. Von August bis in den Winter hinein locken die gelborangen bis scharlachroten Beeren viele Vögel an. Drosseln, Dompfaffen und andere Vögel tragen mit den Beeren, die einen schwarzen Stein enthalten, die Samen überall hin.Farbenprächtig im HerbstPrächtig ist ihr Blattkleid im Herbst. Dann zeigt sich die Eberesche in einem Farbenspiel, das von Gelb über vielfältige Orangetöne bis zum tiefen Rot reicht, und erfreut so die Sinne. Für die Kelten symbolisierte die Eberesche das Leben. Sie sollte vor bösem Zauber und Unheil schützen. So pflanzten sie Ebereschen an Orakel- und Gerichtsstätten. Auch für die Germanen war nicht nur die Esche, sondern auch die Aberesche - also die falsche, unechte Esche - ein heiliger Baum, den sie ihrem Gewittergott Donar weihten.
In Schottland galt die Eberesche als Hexen abweisend. Man hängte Zweige über Haus- und Stalltüren. Heute noch wird eine Abkochung der Blätter an Schweine verfuttert, damit sie nicht krank werden, wenn sie in einen neuen Stall kommen. Breiteten sich Seuchen bei Rindern, Schweinen und Ziegen aus, so gaben die Bauern ihnen das frische Laub der Ebereschen zu fressen.
Über Jahrhunderte aßen auch Menschen die Ebereschenfrüchte. Für karge Wintertage trockneten sie die Beeren, kauten sie und versorgten sich so mit Vitamin C und Fruchtzucker. Heute ist bekannt, dass nicht nur der hohe Vitamin-C-Gehalt das Immunsystem anregt und so vor Skorbut und Zahnfleischbluten schützt. Die orange Färbung geht auf den hohen Anteil an Carotinoiden zurück, die für die Gesundheit bedeutsam sind. Dementsprechend gilt Orange als die vitalste Farbe, die Müdigkeit und depressive Verstimmung vertreibt, Lebensfreude und Kreativität weckt und so Aktivität und Tatendrang fördert.Süßkraft durch SorbitDie Ebereschenbeeren enthalten zudem Fruchtsäuren, Bitterstoffe, Sorbit, Pektin, Gerbstoffe, Anthocyane und Vitamin A. Die Blausäureglykoside zerfallen beim Trocknen und Kochen. Aus den Beeren wird der wertvolle Zuckeraustauschstoff Sorbit hergestellt, der besonders von Diabetikern sehr geschätzt wird. Er regt die Gallenproduktion an und wirkt auf diesem Wege leichtabführend und entgiftend. Aus den getrockneten Beeren kann auch ein Kaltauszug bereitet werden: Dazu lässt man einen Teelöffel Beeren in einer Tasse Wasser zehn Stunden ziehen. Danach seihen und schluckweise über den Tag verteilt trinken. Dieser Tee wirkt harntreibend, stoffwechselaktivierend und fördert die Entschlackung.
Das Kauen der Beeren hilft bei Heiserkeit. Ebereschenelixier und -saft wirken aufbauend, appetitanregend, verdauungsfördernd und kräftigend. Sie werden auch bei Gicht und Rheuma angewandt. Das aus den bittersüßen Früchten gekochte Mus und Gelee schmecken zu Lamm, Schwein und Wild. Ein Tee aus frischen Ebereschenblüten hilft bei Bronchitis, Husten, Heiserkeit, Entzündungen im Mund- und Rachenraum und festigt das Zahnfleisch. Dazu sollte man den Tee trinken und auch mit ihm gurgeln.
Das Holz der Ebereschen wurde von Druiden zu zeremoniellen Räucherungen benutzt. Auch schnitzten sie sich einen Zauberstab, den sie bei verschiedenen Ritualen benutzten. Die biegsamen Äste eignen sich gut für Wünschelruten. Aus der Rinde lässt sich eine Beize zum Färben von Wolle und Seide herstellen. Je nach Stärke gibt es einen rotgrünen oder rotbraunen Farbton. So hatte die Eberesche in vergangenen Zeiten eine große Bedeutung und wird auch heute noch für die Gesundheit geschätzt.