NSG - NaturSchutzGruppe Jettingen

Der Türkenbund

Türkenbund (Lilium martagon)

Anfang des 15. Jahrhunderts, also gegen Ende des Mittelalters, entstand im Osmanischen Reich eine neue Form des traditionellen Turbans. Diese Form nannte man „Martagan“, und sie prägte das Bild, das man sich von den Türken zu machen pflegte. Von vielen Malern auf Portraits und Schlachtenbildern dargestellt, hat sich dieses Bild bis weit in das 20. Jahrhundert in den Köpfen der abendländischen Menschen erhalten.

In Anlehnung an diese Form erhielt eine der wenigen und größten europäischen Lilien den Namen „Lilium Martagon“, da voll aufgeblüht, die Perigonblätter der Blüte sich nach außen wölben und so an die Form eben jenes besagten Turbans erinnern. Einem Beitrag Wikipedias zufolge könnte der Beiname „Martagon“ aber auch auf den römischen Kriegsgott Mars zurückzuführen sein.

Von dieser größten Lilie unserer Breiten findet sich nur eine kleine Kolonie auf unserer Markung, gehegt und gepflegt und beschützt vor ihren größten Feinden, den Rehen, den Schnecken und den Lilienhähnchen. Während sich die Rehe die Blütenknospen als besondere Delikatesse einverleiben, fressen Schnecken jedweder Art die Blätter so radikal ab, dass - wenn überhaupt - nur noch der Stängel übrig bleibt. Ist die Pflanze von diesen beiden Plagen verschont geblieben, dann lauert das Lilienhähnchen darauf, die Blütenstände zu durchtrennen, mit dem Erfolg, dass die Blüte erst gar nicht erreicht wird. Na ja, die Blätter sind dann wenigstens noch dran, man kann erkennen welche Pflanze das ist und im nächsten Jahr gibt´s dann vielleicht ein Wiedersehen - oder Wiederbeissen.

Wenig hilfreich für den ungehinderten Fortbestand der Pflanze ist ihr kompliziertes Keimverhalten. Botanischen Beschreibungen zufolge keimt Lilium Martagon verzögert hypogäisch und ist zudem ein Dunkelkeimer, das heißt, dass das Samenkorn nur in der Dunkelheit unter der Erdoberfläche zur Keimung fähig ist. Mit der ersten kleinen Wurzel wächst ein Knötchen, welches sich später zur Speicherknolle (Zwiebel) ausbildet, wie sie den Liliengewächsen eigen ist. Nach einer gewissen Verzögerung, diese kann 3 Wochen bis weit über 1 Jahr dauern, wird das erste Keimblatt (Liliengewächse gehören zur Gruppe der Einkeimblättrigen) ans Tageslicht geschoben. Bis zur Blüte vergehen dann noch mehrere Jahre in deren Verlauf die Knolle immer größer und größer wird und sich durch Zugwurzeln immer tiefer ins Erdreich zieht.

Unsere Bilder von Keimversuchen zeigen das erste Lebensjahr des Türkenbundes. Bild 1 zeigt die erste Wurzel mit der Hypokotylknolle und auf Bild 2 sehen sie wie das erste Keimblatt ans Licht drängt. Ebenso werden Sie bemerken, dass der Begriff „Dunkelkeimer“ angezweifelt werden kann oder zumindest erklärungsbedürftig ist, da hier Samen zur Keimung gelangt sind, die offensichtlich an der Oberfläche des Substrats lagen. Die bei den Keimversuchen gewonnenen Pflanzen werden, sobald sie robust genug sind zum Erhalt und zur Vergrößerung des Bestandes in ihrem Habitat ausgesetzt.

Türkenbund

NaturSchutzGruppe Jettingen e.V.