
Ein Frühlingsgeheimnis
Wer sich trotz der kühlen Witterung für einen Spaziergang hinaus in Wald und Flur entscheidet, kann schon die ersten Frühlingsboten bewundern. Als erstes fallen uns die Weidenkätzchen auf, die mit ihrem silbrigen Vlies das Herz des Spaziergängers erfreuen. Dann die Würstchen des Haselstrauches, welche mit dem ersten Gelb das neue Frühjahr zieren und bei jedem Windhauch eine kleine gelbe Wolke absondern - Blütenpollen die auch den ersten, der Kälte trotzenden Bienen zur Nahrung dienen. Doch Pollen dienen auch zur Fortpflanzung der Pflanze, und der aufmerksame Beobachter fragt sich, wohin die Pollen denn eigentlich fliegen. Sind es die „anderen Würstchen“ welche sie wieder auffangen? Werden daraus die Haselnüsse, die vor allem, weiterverarbeitet als Nutella, Kindern auf dem Frühstücksbrot so besonders gut schmecken? Oder gibt es da noch etwas Verborgenes, das die leckeren Haselnüsse hervorbringt? Denn die Würstchen fallen später, gar nicht mehr so schön gelb, ab.

Untersuchen wir einen Zweig des Haselstrauches genauer, viel genauer, dann fällt uns vielleicht auf, dass einige der etwa 5 Millimeter langen Knospen anders aussehen als die meisten von ihnen. Die haben nämlich an der Spitze ein paar kurze karminrote Fäden. Mit einer Lupe bewaffnet können wir dann auf diesen Fäden kleine gelbe Pünktchen erkennen - eben Pollen. Und genau damit haben wir das Geheimnis des Haselstrauches gelüftet. Bei den meisten Spezies im Reich der Pflanzen sind männliche (Staubgefäße) und weibliche (Griffel) in einer Blüte vereint anzutreffen. Nicht so bei den Haseln (zu dieser Familie gehören z.B. auch Birken, Erlen und auch die Hainbuche), bei diesen sind männliche und weibliche Blütenorgane getrennt. Und gerade die so unscheinbaren weiblichen Blüten bringen dann im Laufe des Sommers die hartschaligen Haselnüsse hervor, die uns nicht nur so gut schmecken sondern dank ihrer vielen ungesättigten Fettsäuren so förderlich für die Gesundheit sind. Also aufgepasst, das Würstchen alleine macht es nicht. Haseln sind eben auch nur Menschen - eben!
Ulrich Kipp